Im Krankenbett

Um dem peinlichen Irrsinn einer Cocktailparty im Garten meines Chefs zu entkommen, habe ich mich bekanntlich mit schwerer Angina bei Direktor Pfotenhauer höchstpersönlich sowie im Personalbüro krank gemeldet. Mit seinem unnachahmlich lahmen Humor sandte mir der Konservenboss eine E-Mail mit folgendem Inhalt: Bessern Sie sich, Moser 😉 LG, Mag. E. Pfotenhauer

Um nun meinen Krankenstand realistisch und glaubhaft wirken zu lassen, habe ich mein geliebtes Adelheidchen gebeten, mir einen warmen Halswickel umzulegen. Sie ist meinem Wunsch aber nur augenrollend und tief seufzend nachgekommen. Danach stülpte ich meinem klugen Kopf ein Handtuch über und inhalierte heißen Wasserdampf aus unserem Spaghettitopf. Als ich mitgenommen genug aussah und mir der Schweiß aus allen Ritzen tropfte, setzte ich meine Leidensmiene auf und schoss ein Selfie, welches ich dem Magister als Antwort mailte. Anschließend dekorierte ich mein Nussbaum-Nachtkästchen mit Fieberthermometer, Lutschtabletten, fiebersenkenden Schmerzmitteln und einer Flasche gefährlich grünem Hustensaft. Nur zur Sicherheit, falls mir die Krankenkasse überfallsartig und unangemeldet einen ihrer Spione ins Haus schickt.

Glaubwürdigkeit ist – speziell bei einer vorgetäuschten Krankheit – enorm wichtig. Ich legte mich also ins Bett und rief nach Frau Moser. „Ach Heidi“, stöhnte ich, „würdest du so lieb sein und mir eine Hühnersuppe kochen? Auch ein lauwarmes Apfelkompott wäre nicht verkehrt! Und bitte bring mir doch das Kreuzworträtsel aus dem Wohnzimmer.“ Adelheid sah mich an, als hätte mich ein Hubschrauber gestreift. „Moser, wenn du vor die Hunde gehst, fülle ich dich vorher mit zwei Kilo Maiskörnern ab, damit wenigstens die Einäscherung unterhaltsam wird.“

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