Spannung & Entspannung

Heute morgen um 8:00 früh saß ich mit „Ach Heidi“ auf der Terrasse unseres Gartens und wir genossen nach einer entspannenden Nacht einen Cafe Latte samt Lungenbrötchen. Trotz strahlend blauem Himmel war es bereits herbstlich kühl und da Adelheid zur Spezies der frierenden Frauen gehört, verabschiedete sie sich nach ihrer Koffein- und Nikotindosis mit den Worten: „Ich nehme jetzt ein heißes Entspannungsbad! Bitte nicht stören!“ Ich nahm es nickend zur Kenntnis und badete lieber – nur mit T-Shirt und Unterhose bekleidet – in den Strahlen der Morgensonne.

Schließlich wurde auch mir zu kalt und ich wollte das wärmende Innere unseres Hauses aufsuchen. Doch was war das? Ich rüttelte an der Terrassentür, aber diese war offensichtlich versperrt – und ich ausgesperrt. Adelheid hatte wohl die Glastür reflexartig und unbedacht hinter sich geschlossen. Ich trommelte heftig und gleichzeitig vorsichtig an die Scheibe, morste S.O.S. (dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz …—…), rief laut und gleichzeitig leise, um die sonntägliche Ruhe der Nachbarschaft nicht zu stören: „Heidi! Hilfe!“. Ich legte das Ohr ans Glas und hörte sie im Badezimmer laut und falsch mit Marylin Monroe um die Wette singen. Diamonds are the girls best friend. Sicherlich lag sie im wohltemperierten Badegewässer, bis zur Nasenspitze mit duftendem Pfirsichschaum umhüllt, und war durch Kopfhörer von der Umwelt abgeschlossen. Langsam verfärbten sich meine Lippen und Fingerspitzen bläulich.

Ein Plan musste her, da Heidi normalerweise mindestens 1 Stunde in der Badewanne entspannt, und ich ihre Unachtsamkeit nicht mit einer Lungenentzündung oder erfrorenen Zehen bezahlen wollte. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und spazierte in T-Shirt und meiner weißen Jockey-Unterhose durch die halbe Siedlung, um rückwärtig an der Haustür Sturm zu läuten und dadurch bei Adelheid Gehör zu finden. Auf halbem Weg kam mir die alte Frau Kiesling entgegen, die mit weißem Halstuch und beigem Herbstmantel wahrscheinlich auf dem Weg in die Kirche war. Ich tat als sei alles in bester Ordnung, grüßte Gott und Frau Kiesling, und hastete gesenkten Hauptes zum unserem Haupteingang. Ich dingdongte mindestens fünf Minuten, ehe Frau Moser, bekleidet mit einem Handtuch-Turban und rosa Frottee-Bademantel, die Tür öffnete. „Was machst du in diesem Aufzug hier??!“ blickte sie mir entsetzt auf die Unterwäsche. „Ich dachte, du sitzt im Garten? Und warum zitterst du so?“ Ich stürmte an ihr vorbei ins Badezimmer und sprang ins vermeintlich heiße Wasser. Leider war es nicht mal mehr lauwarm.

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