Niveau ist keine Handcreme

Kennen Sie auch so Zwangshumoristen, die ständig mit Uralt-Kalauern und dummen Sprüchen nerven und sich dabei für lustig halten? Ich meine so Leute, die statt „zum Beispiel“ ein zum Bleistift raushauen, ihre Anerkennung mit Nicht schlecht, Herr Specht! ausdrücken oder beim Zuprosten ein locker-flockiges Prostata! schmettern. Mein Bürokollege Cerny gehört zu dieser Gattung Nervtöter. Alles klärchen?

Heute früh trieb es der feine Herr Cerny besonders bunt, er hatte wohl einen Clown gefrühstückt. Mit einem lauten Alles fit im Schritt? Alles Roger in Kambodscha?!  ließ er sich auf seinen Drehstuhl plumpsen und starrte mich durch seine dicken Brillengläser an, als ob er tatsächlich eine Antwort erwarten würde. „Na warte, Freundchen“, dachte ich, „heute schlage ich dich mit deinen eigenen Waffen.“ Schmunzelnd antwortete ich: Alles cool in Kabul! Cerny war kurz sprachlos, da solche Fremdschäm-Sprüche aus meinem Mund normalerweise nicht zu hören sind, fasste sich dann aber und meinte: „Ich dreh dann mal meinen Schlepptopp auf, muss noch die Liste für Pfotenhauer fertig machen.“ Erleichtert goss ich mir etwas Kaffee aus der Thermoskanne ein und vertiefte mich in den Lokalteil der Tageszeitung. Dem hab ich es gegeben. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn kurz darauf ertönte aus seiner Ecke: „Ich hätte da mal eine furze Krage: Wie hoch ist der VK für die Tofu-Makrelen, ohne Märchensteuer?“ Er hatte doch tatsächlich Märchensteuer anstatt Mehrwertsteuer gesagt. „Steht im System, Veggie-Ordner“, knurrte ich. Cerny: Oki Doki. Langsam platzte mir der Kragen, ich blieb jedoch ruhig und sagte übertrieben freundlich: „Würden Sie wohl die Güte besitzen, lieber Kollege, und mich mit ihren halblustigen Sprüchen verschonen?“ Jonas Cerny ließ einen Pfiff ertönen, der klang als würde ein Bauarbeiter einer hübschen Frau nachpfeifen und meinte: Holla die Waldfee! Immer locker vom Hocker, Moser, und geschmeidig durch die Hose atmen. Mein lieber Herr Gesangsverein! Ich war baff über so viel Frechheit, immerhin bin ich der Abteilungsleiter. „Das meinen Sie nicht im Ernst??!“ schnauzte ich Cerny an. Zur Antwort bekam ich: Nein, im Dieter. Mir schossen drei Liter Blut in den Kopf und fassungslos flüsterte ich: „Sind Sie wahnsinnig?“ An und Pfirsich nicht, lachte der Hanswurst und begann seine Brille zu putzen.

Aus die Maus! Jetzt ist Schluss mit lustig! Noch so ein Spruch – Kieferbruch! schrie ich und stürmte zur Tür. Cerny rief mir hinterher: Tschüss mit Üss! Schluchzend lief ich zu meinem Auto, setzte mich hinein, atmete tief durch und rief Frau Tretenhahn von der Personalabteilung an. Eigentlich wollte ich um Versetzung bitten, überlegte es mir dann aber doch anders und meldete mich wegen Übelkeit für den Rest des Tages krank. Frau Tretenhahn nahm es zur Kenntnis, bedauerte und verabschiedete sich mit Bis Baldrian! Tschüssikowski!

Bild: Fotocommunity.de

32 Kommentare zu „Niveau ist keine Handcreme“

  1. Lieber Herr Moser!
    Wenn man den Beitrag liest, muss man wirklich acht geben, dass man sich nicht bepisst vor lachen, während man sich einen O-Saft hinter die Binde kippt und im Hintergrund das Teflon klingelt.
    Ich bin froh, dass Sie nicht um Ihre Versetzung gebeten haben. Sonst würden uns künftig solch herrliche Berichte aus Ihrer Abteilung flöten gehen 🙂
    Bis Baldrian, man sieht sich 🙂
    Herzliche Grüße äh Tschö mit ö
    Mallybeau

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  2. Kann doch wohl nicht Warstein…(erinnert mich an einen Lehrer in der Berufsschule…dröge Buchführung peppte auch er gerne mal mit „alles Palermo?“ auf…)

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  3. Eine Geschichte für ein Buch,köstlich.Doch man sollte die Menschen nehmen ,wie sie sind.Jeder hat seine Eigenheiten.Und das Berühmte: es könnte Schlimmeres geben.Ich wünsche einen wunderbaren Tag voller glücklicher Momente.Liebe Grüsse

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  4. Nee, also ehrfisch mal! Da schrieb ich gerade eine ernsthafte Ballade mit sage und schreie 16 Versen und lese bei Moser. Ich dachte: WENN mich einer flunderholt von meiner Ernsterei, dann ER.
    Und? Ich kann nicht mehr, verschütte meinen Rotwein, beiße in die Fischkante und mein Mann sieht mich an, als müsste er mich im „Hotel zur lockeren Schraube“ anmelden!!!

    Nee, also ehrfisch mal! Ich höre jetzt auf, damit ich es ihm vorlesen kann, meinem Mann. Damit er den Telefonhörer wieder auflegt …
    🙂 🙂

    Ich komme wieder vorbei (auch nach kürzeren Versen).

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