Gestern Abend stand die österreichische Filmkomödie „Hotel Rock´n Roll“ am ORF-Programm, und da wir nichts Besseres vor hatten, planten Heidi und ich ausnahmsweise mal wieder einen entspannten Fernsehabend. Gemütlich auf der Couch lümmeln und sich von einem angeblich heiteren Austro-Movie berieseln lassen, laut Fernsehprogramm war auch die Besetzung hochkarätig. „Bring doch auf dem Heimweg ein paar Chips zum Knabbern mit“, bat meine vorausschauende Gemahlin und ich versprach, es nicht zu vergessen.
Kurz nach Feierabend stand ich also vor dem Chips-Regal und wurde von der Vielfalt der Sorten, Geschmäcker und Anbieter regelrecht erschlagen. Auf mehreren Laufmetern (und es ist ein höchstens mittelgroßer Supermarkt) offenbarte sich der Wahnsinn unserer Konsumgesellschaft. Ich erinnerte mich dunkel an meine Kindheit, als die Chips in Wien noch Rohscheiben hießen und aus dünn gehobelten, frittierten und gesalzenen Erdäpfelscheiben bestanden. Und das war es dann auch schon. Aber heute? Wenn du keinen konkreten Plan oder eine bestimmte Vorstellung hast, stehst du auf verlorenem Posten. Die berühmte Qual der Wahl überforderte mich regelrecht. Ziellos schritt ich vor dem Knabberregal auf und ab und las mir laut die Verpackungsaufschriften vor: Paprika, Thymian, Knoblauch, Tomate-Basilikum, Zwiebel, Chili, Schinken, Bacon & Cranberry, Hamburger, Döner Kebab Geschmack, Sour Creme, Argentinian Grilled Steak, Spanish Chicken Paella, Japanese Teriyaki Chicken, Chicken süß-sauer, South African Sweet Chutney, Irish Stew, French Garlic Baguette, Currywurst, Dutch Edam Cheese, American Cheeseburger, Honey Roasted, Honig & Senf, Blauschimmelkäse, weißer Trüffel, Pilzsuppe, Balsamico Essig, Wasabi, Seetang, Guarana Thai Chili…
Eine kleine Seniorin stand etwas abseits und beobachtete mich misstrauisch. Ich war der Verzweiflung nahe und brüllte für jeden, der es hören wollte, die Marken in Gang 8 rauf und runter: Kelly´s, Pringles, Crunchips, Walkers, funny frisch, Chio, Chipita, Lay´s, Alnatura, Crush Croc, Clever, Ja Natürlich!!! Protein Chips, Light Chips, Low Carb Chips, Biologisch, mit Meersalz oder Himalayasalz, Herz was willst du mehr?? Familievorteilspackung, Limited Edition, 3 zum Preis von 2!! Greifen Sie zu!! Die ältere Dame wich zurück, krallte sich rasch eine Packung gesalzene Erdnüsse und flüchtete zum Katzenfutter. Ich nehme an, sie hat mich beim Personal verpfiffen, denn kurz darauf eilte die Filialleiterin herbei und wollte wissen, was ich hier mache. „Ich führe Selbstgespräche, weil ich kompetente Beratung brauche!! Ihr Überangebot an Chips überfordert mich! Wer soll das alles essen? Und ich rede jetzt nur von Kartoffelchips, von den Dutzenden Apfel-, Birnen-, Rote-Bete-, Pastinaken- und Süßkartoffel-Chips will ich erst gar nicht anfangen! Wo leben wir denn? In Afrika verhungern Kinder, weil sie nicht mal eine Handvoll Reis haben!“ Die Filialleiterin bat mich höflich aber bestimmt, den Laden zu verlassen. „Kennen Sie das philosophische Gleichnis von Buridans Esel?“ entgegnete ich und als die Supermarkt-Leiterin verneinte und mich sanft Richtung Ausgang schob, schnappte ich mir noch rasch eine Packung Chips, mit dem Geschmack von über kanadischem Hickory-Holz geräucherten Büffelzungen: „Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen. Er verhungert schließlich, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen er zuerst fressen soll“, rief ich, „Das ist das Buridansche Paradoxon! Aber nicht mit mir!“ Triumphierend hielt ich meine Hickory-Büffelzungen-Chips in die Luft, als mich Frau Heldwein (so das Namensschild auf ihrem rot-gelben Kittel) vorbei an geschätzten 50 Biersorten und mehreren Laufmetern Tiefkühlpizza zur Kassa geleitete.
Abends entpuppte sich die österreichische TV-Komödie „Hotel Rock´n Roll“ ebenso als Total-Flop wie die gewählten Chips. Sie schmeckten nach geräucherter Kuhscheiße mit Glutamat. „Einfache gesalzene Rohscheiben wären besser gewesen“, meinte Heidi. „Es war eine Kurzschluss-Entscheidung, aber wenigstens blieb uns das Schicksal von Buridans Esel erspart“, konterte ich und legte eine längst verschollen geglaubte Tüte Popcorn in die Mikrowelle. Plopp, plopp, plopp.
„Rohscheiben“? Noch nie gehört, aber tolles Wort. Und Heidi hat recht, am besten sind schlicht die Gesalzenen.
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Ich werde mich auch nie wieder dem Stress aussetzen und die simplen Gesalzenen nehmen, den Rest lasse ich links liegen 😉
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geräucherter Kuhscheiße mit Glutamat … 😂😂😂
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Jammern Sie nicht, Herr Moser.
Konsumieren Sie.
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Als Wiener wurde mir das Jammern und Raunzen in die Wiege gelegt 😉
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Lieber Herr Moser!
Vielleicht sollten die Supermärkte ihr Überangebot an Chips und Bier in die Hunger leidenden Länder schicken. Ihr „Neger“ Helmut wird die Ladung Büffelzungen-Chips sicherlich gerne entgegen nehmen 🙂
Herzliche Grüße
Mallybeau
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Liebe Mallybeau! Helmut wäre sicher begeistert! Leider sehen
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…sich Hersteller und Händler nicht als gemeinnützige Organisationen 😳 Grüße aus dem frühlingshaften Wien! 🌸
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Zeit etwas zu ändern. Vielleicht könnten Sie mit Ihrer Fischfabrik mit gutem Beispiel vorangehen und monatlich ein Carepaket Fischstäbchen in die Wüste schicken 🙂
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TK-Fischstäbchen sind vielleicht ungünstig… aber ein paar Dosen Heringfilets in Tomatensauce? Dank für die Anregung! 😉🐟
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Dann aber die Dosenöffner nicht vergessen… dort gibts doch nur Sand 🙂
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Unsere Dosen sind zeitgemäß mit einem Metallring zum Öffnen ausgestattet… wie Bier! 😁
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Da kann ja nichts mehr schiefgehn. Und aus den leeren Dosen wird dann ein Fischfabrik-Dorf errichtet 🙂
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Chips mit Pilzsuppenaroma? Herr Moser, Sie ver(erd)äppeln uns doch 😉
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I wo! 😂😂😁
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Eine Marketing-Idee für Funk & Kommerz wäre nun, eine spezielle Packung Chips zum jeweiligen Film anzubieten …
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Wenigstens hat ein alter Ambros den Film beschallt, ansonsten… hast eh recht 😉
Beste Grüße nach Wien,
Gerhard
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Der schwarze Afghane… 😋👍 war ein Lichtblick in dem halblustigen Krampf !
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Wohl wahr ! 🙂
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Mein Problem beschränkt sich darauf, in diesen unübersichtlichen Knabber-Regalen die ganz einfachen Salzstangen zu finden. Doch nicht zum ersten Mal habe ich erlebt, dass an der Kasse hinter mir jemand steht, der beim Anblick meiner aufs Band gepackten Waren ganz schnell noch mal zum Regal läuft, um dann mit Salzstangen zurückzukehren. Das Leben kann so einfach sein. 🙂
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Wie tröstlich, mir ging es vor Kurzem auch so. Ich konnte mich nicht entscheiden und habe dann nichts genommen. Zack, so einfach war das.
Herzliche Grüsse
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Nichts ist manchmal eh gesünder 😉 Noch einen schönen Sonntag! 👋
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Seien Sie froh, Herr Moser, dass Sie nur für sich entscheiden mussten. Viel schlimmer ist es noch, wenn man jemand anderen abfüttern soll!
https://flohnmobil.blog/2015/09/29/die-etwas-komplizierte-ftterung-der-raubtiere/
Freundlich grüsst die Frau vom Flohnmobil 🙂
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Ich beneide Sie nicht! 😂😂
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Na ja, die Raubtiere werden längst wieder anderweitig gefüttert.
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