Nummer 4

Gestern Abend zu nachtschlafender Stunde (ich hatte mir gerade ein Glas fettarme H-Milch als Schlummertrunk geholt) erreichte mich via Blog noch eine späte Nachricht, die mich weitaus fröhlicher stimmte als die Spätnachrichten im Fernsehen. „Lieber Herr Moser“, schrieb die von mir sehr geschätzte Kollegin Maribey, „das hast du davon, dass du so amüsante Geschichten schreibst. Hier kommt eine Nominierung zum Liebster Award!“  Nicht, dass ich mich jetzt vor Überraschung an der fettreduzierten Milch verschluckt hätte, immerhin ist es die bereits vierte diesbezügliche Auszeichnung für mein Schaffen, aber ich kann nicht verhehlen, dass ich mich geschmeichelt fühlte. An dieser Stelle daher mein aufrichtiger Dank an Maribey, deren feiner Blog Findesatz mich immer wieder mit tollen Fotos und sinnigen Sprüchen erfreut.

Ich habe mir also noch gestern Abend mein schwarzes Notizbüchlein geschnappt und spontan die Antworten auf ihre 10 Fragen niedergeschrieben. Schon meine Großmutter, die alte Moser, hat mir eines mit auf den Weg gegeben: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Und wenn ich protestierte, schob sie ein Morgen, morgen nur nicht heute, sagen alle faulen Leute! hinterher. Nachdem ich also Maribeys Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet hatte, konnte ich beruhigt mein Nachtlager aufsuchen. Hier nun das Ergebnis:

  1. Nenne drei Dinge, die gerade neben dir stehen. Ein Glas fettarme H-Milch, eine Vanille-Duftkerze und Heidi, das süße Ding.
  2. Was hören deine Ohren gerne? Das glückliche, befreite Lachen meiner angetrauten Adelheid. Zudem den grandiosen A-capella-Gesang der Comedian Harmonists, die sphärischen Klänge von Pink Floyd, Beethovens Klaviersonaten, und wenn die Hard-Rock-Hummel in meinem Hintern brummt, gerne auch mal Deep Purple.
  3. Greife das Buch, das am Nächsten liegt und sag uns bitte, was auf der 11. Seite als fünfter Satz steht. Wenn wir den Begriff „Buch“ etwas großzügiger auslegen, liegt da ein Groschenroman aus dem Jahr 1956. Er trägt den verheißungsvollen Titel „Millionär als Menschenräuber“ und ich habe das Heftchen bei der Faschingstombola in der Fischfabrik gewonnen. Der fünfte Satz auf Seite 11 lautet: Tom Cannam schreckte auf.

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  1. Wäre dir der sechste Satz lieber gewesen? Der sechste Satz lautet: Es rüttelte jemand an seiner Schulter. Nein, dann lieber den fünften Satz. Er erinnert mich in seiner klaren Schlichtheit an den schönsten ersten Satz in der deutschsprachigen Literatur, 2007 gewählt von der „Initiative Deutsche Sprache“: Ilsebill salzte nach. (Günter Grass, „Der Butt“).
  2. Nenne bitte drei deiner Lieblingsworte. Der sogenannte Standard-Wortschatz der deutschen Sprache umfasst rund 70.000 Wörter. Nimmt man Fachsprachen, Jargons und regionale Dialekte hinzu, sind wir schon bei knapp 500.000 Wörtern. Im „Deutschen Wörterbuch“ von Jakob und Wilhelm Grimm sind immerhin 350.000 Stichwörter verzeichnet. Ich bin sie mal eben rasch durchgegangen, kann mich aber nur schwer entscheiden. Aber ich denke, wenn Heidi Ich liebe dich zu mir sagt, kommen wir der Sache am nächsten.
  3. Was machst du mit großer Freude? An einem lauen Sommerabend mit meiner Frau im Garten unseres Reihenhäuschens sitzen, ein kühles Glas Weißwein trinken, reden, lachen und über den Nachthimmel staunen.
  4. Worüber würdest du gerne mehr erfahren/wissen? Sägt der verdächtig unverdächtige Kollege Cerny an meinem Abteilungsleiter-Sessel? Welche Änderungen kommen unter der neuen Marketing-Direktorin Svetlana Pfotenhauer auf uns zu? Und gibt es noch intelligentes Leben in unserem Universum? Alles andere wäre nämlich ziemliche Platzverschwendung.
  5. Vervollständige bitte den Satz: Bloggen ist… in den letzten Monaten zu meinem liebsten Hobby und zu einem fixen Bestandteil meines Lebens geworden.
  6. Was hat dich heute beeindruckt? Meine Willensstärke. Ich bin an der Bäckerei Fallnbügl vorübergegangen, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
  7. Was hast du heute Schönes erlebt? Editha, unsere ukrainische Putzfrau, die ihre Deutschkenntnisse aus Radio und Fernsehen bezieht, fragte mich heute früh: Cherr Moser, hast du abgenommen?! Biggest Loser?

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich meinerseits keine Award-Nominierungen ausspreche. Verdient hätten es viele – ich bin schon schlecht im Fragen beantworten, im Fragen ausdenken aber noch viel schlechter.

20 Kommentare zu „Nummer 4“

  1. Herr Moser, bist du schnell! Gestern Abend noch beantwortet, ich staune. Staunen und freuen. Sehr freuen, denn deine Antworten sind wunderbar. Mit großer Freude habe ich sie gelesen und gleich nochmal gelesen. Schön und ich sende ein Danke für den tollen Einblick in gewohnt amüsanter und klasse Weise.

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