Tunga Bunga, Teil II

Die Flugzeugmotoren brummten tief und monoton. Donald hatte es sich in der letzten Reihe gemütlich gemacht und veranstaltete ein mehrstimmiges Schnarchkonzert. Chrrrrrr. Düüüüüü. Chrrrrrr. Düüüüüü. Daniel hatte den Laptop am Schoß und programmierte Apps für das Ei-Phone, nebenbei kritzelte er mit seinem Bleistift rätselhafte Formeln in ein Notizheft. Gustav spielte mit Trick und Track Poker um Erdnüsse, während Tick seinen Onkel besuchte, der neben Mr. Swan, dem Piloten, im Cockpit saß.

„Sag, was genau ist eigentlich der Heilige Stift, Onkel Dagobert?“ „Das weißt du nicht?!“ fragte der alte Mann entsetzt. „Was lernt ihr jungen Spunde heute eigentlich in der Schule? Nun gut, hör zu: In den späten 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts schuf Mr. Walter Elias Disney mit Mickey Mouse den Urahn und Stammvater unserer Sippschaft. Disney gilt als Schöpfer unseres einzigartigen Universums und wird verehrt wie ein Gott. Sein Zeichenstift, mit dem er den Grundstein für unser aller Leben legte, gilt als wertvollste Reliquie der gesamten Disneyworld.“ „Was ist mit dem Stift geschehen?“ fragte Tick. „Der Heilige Stift ist nach dem Tod von Mr. Disney verschwunden. Die Legende besagt, dass er vom Orden der Erpelritter an einen geheimen Ort gebracht wurde. Und ich hoffe, dass Tunga Bunga dieser geheime Ort ist.“ „Wow!“ flüsterte der Junge und eilte nach hinten, um seinen Brüder die sagenhafte Geschichte zu erzählen. Ein paar Stunden später setzte das silberfarbene Flugzeug sicher und sanft in einer Bucht vor Tunga Bunga auf. Mr. Swan war ein guter und erfahrener Pilot, das zeigte schon sein weißer Backenbart.

„Donald, pack die Rucksäcke mit der Ausrüstung in eines der Schlauchboote und bring sie an Land“, befahl Dagobert. „Wir rudern mit dem zweiten Boot an den Strand.“ „Immer ich, verdammte Entengrütze“, maulte der Neffe leise. Grummel. Stöhn. Wenig später stand die gesamte Truppe am wunderschönen Sandstrand von Tunga Bunga. Dagobert ordnete an, dass sie nur das Notwendigste mitnehmen würden – Wasser, ein wenig Proviant, eine Machete, den Kompass und einen Sack Glasperlen zum Tauschen. Die Kinder sollten die Schlauchboote und die übrigen Rucksäcke im Unterholz verstecken. Mr. Swan würde beim Flugzeug Wache halten. „Falls wir in zwei Tagen nicht zurück sind, holen Sie Hilfe!“ gab Dagobert dem Piloten zu verstehen. Dann setzte sich die Expedition im Gänse- und Entenmarsch in Bewegung.

Seit Stunden kämpften sie sich nun durch das Gehölz des Urwaldes. Es war brütend heiß. „Ich bin gleich knusprig“, ätzte Donald, der natürlich den schweren Rucksack mit den Vorräten tragen musste. Gustav ging voran, mit seinem Glück würde er den richtigen Weg schon finden, war Onkel Dagobert sicher. Immer wieder scheuchten sie riesige Schwärme exotischer knallbunter Vögel hoch, die mit ihrem Gekreische einen Höllenlärm veranstalteten. „Ich muss mal für kleine Gänseriche“, verkündete Gustav und verschwand seitlich in den Büschen. „Geht ruhig weiter, ich komme gleich nach!“

„Dann übernimm du inzwischen die Führung“, quakte Dagobert in Richtung Donald. Der hielt diesmal den Schnabel, dachte an sein Erbe und ging voran. An einer Gabelung entschied er sich für links, weil dort der Weg etwas weniger beschwerlich wirkte. Zwei Minuten später – Rumpel! Polter! – stürzte der ganze Haufen unter wildem Geschnatter in ein tiefes Erdloch, das mit losen Ästen und Palmblättern gut getarnt war. „Das hast du ja wieder mal prima gemacht!“ keifte der Alte seinen Neffen an. Düsentrieb checkte, ob sein Helferlein etwas abbekommen hatte, aber es schien alles in Ordnung. „Wie kommen wir hier je wieder raus?!“ ängstigen sich Tick, Trick und Track. Da erschien der gegelte Schopf von Gustav Gans am Rand der Grube. „Na, meine Lieben? Hat euch Don wieder mal gezeigt, wo es lang geht?“ grinste er. „Halt bloß den Schnabel und hol uns lieber hier raus!“ entgegnete Donald wütend. Kurz darauf ließ Gustav zwei Lianen herab und befreite die Truppe aus der misslichen Lage.

Wenig später – Donald reklamierte eben eine dringend notwendige Rast während Dagobert weiter zur Eile antrieb – blieben die drei Jungs stehen und schnatterten aufgeregt: „Ruhe! Seid mal still! Hört ihr das?“ Alle hielten inne und lauschten. Ein Vogelschrei, knackende Zweige. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, standen fünf Wilde vor der Entenhausener Expedition. Schwarze, finster dreinblickende Gesellen, nur mit einem Bastrock bekleidet und mit einem Speer bewaffnet. Quer durch die Nase trugen sie als Schmuck einen kleinen Knochen.

„Katunga Sambala Kabunga!“

Huch!

Onkel Dagobert fasste sich als Erster ein Herz: „Wir kommen in Frieden!“

„Katunga Sambala Kabunga!“ wiederholte einer der Eingeborenen nun lauter und stampfte mit seinem Speer auf den Boden.

„Was quasseln die bloß für ein Kauderwelsch?“

Da meldete sich Düsentrieb zu Wort: „Herr Duck, ich habe da eine kleine Translator-App für unerforschte Dialekte programmiert…“

„Eine was??!!“

„Ein Übersetzungsprogramm…“

„Worauf warten Sie noch, mein lieber Düsentrieb!? Übersetzen Sie!“

Daniel drückte ein paar Mal auf das Display seines Ei-Phones, dann sprach er ins eingebaute Mikrofon: „Katunga Sambala Kabunga“ und schon tönte es aus dem Lautsprecher: „Fremde kommen mit zu Häuptling“.

„Coooool“ staunten die drei Jungs.

„Zeigen Sie den Wilden Ihren Bleistift und fragen Sie, ob sie wissen, wo wir den Heiligen Stift finden.“

„Okay.“ Düsentrieb holte seinen Stift aus seiner Brusttasche, hielt ihn hoch und fragte: „Kennt ihr Heiligen Stift?“

„Otanga Morit Erpato Salango?“ schnarrte das Handy.

Die Augen der fünf Schwarzen wurden riesengroß. „Kabunga Kabunga….“ stammelten sie. „Häuptling, Häuptling…“.

Fortsetzung folgt…

Bild: Disney

7 Kommentare zu „Tunga Bunga, Teil II“

Hinterlasse einen Kommentar